Judo (jap. 柔道 jūdō, wörtlich „sanfter/flexibler Weg“) ist eine japanische Kampfsportart, deren Prinzip „Siegen durch Nachgeben“ beziehungsweise „maximale Wirkung bei einem Minimum an Aufwand“ ist. Gegründet wurde dieser Kampfsport von Kanō Jigorō (1860–1938), als er eine Symbiose aus alten Jiu-Jitsu-Stilen (Koryu) schuf, die er seit seiner Jugend mit großem Fleiß trainiert hatte. Heute wird Judo in über 150 Ländern ausgeübt und ist damit die am weitesten verbreitete Kampfsportart der Welt.
Die traditionellen Säulen des Judo sind der Formenlauf (jap. Kata) und der Übungskampf (jap. Randori) beziehungsweise der Wettkampf (jap. Shiai). Klassischerweise gehören daneben auch Kogi (講義, Lehrvortrag) und Mondō (問答, Lehrgespräch) zu den Bestandteilen des Judo. Das heutige Judo ist von den Wettkampftechniken der letzten Jahre dominiert und wird entsprechend vom Techniktraining geprägt.
Judo ist nicht nur ein Weg zur Leibesertüchtigung, sondern darüber hinaus auch eine Philosophie zur Persönlichkeitsentwicklung. Ein Judo-Meister praktiziert in diesem Sinne auch dann Judo, wenn er nicht in der Trainingshalle (jap. Dōjō) ist. Zwei philosophische Prinzipien liegen dem Judo im Wesentlichen zugrunde: das gegenseitige Helfen und Verstehen zum beiderseitigen Fortschritt und Wohlergehen (jita kyōei, 自他共栄) und der bestmögliche Einsatz von Körper und Geist (seiryoku zenyō, 精力善用). Ziel ist es, diese Prinzipien als eine Haltung in sich zu tragen und auf der Judomatte (jap. Tatami) bewusst in jeder Bewegung zum Ausdruck zu bringen.
Jigorō Kanō wurde am 28. Oktober 1860, als Abkömmling einer Sake-Brauer-Familie, in der Stadt Mikage, in der Präfektur Hyōgo (in der Nähe von Kyōto) geboren.
Den in seinem Dojo, dem Kōdōkan, unterrichteten Sport nannte Kanō „Jūdō“, was „flexibler/angepasster Weg“ oder „weicher Weg“ bedeutet. Es setzt sich aus den Silben „Jū“ und „Do“ zusammen. Durch „Do“ (Weg) wollte er auf das geistig-moralische Prinzip seines Jūdō hinweisen. Der Übende befindet sich nie am Ziel seiner Ausbildung, er ist immer auf dem Weg dorthin, immer ein Lernender. Mit der Silbe „Jū“, die schon früher im Jū-jutsu enthalten war, soll das Prinzip „Siegen durch sich flexibel am Gegner anpassen beziehungsweise unter Umständen auch Nachgeben“ verdeutlicht werden. Kanō kam es also nicht nur auf die Kunstfertigkeit (Jūtsu) der Techniken an.
Die Führer anderer Schulen erklärten öffentlich, dem Kōdōkan würden die praktischen Fertigkeiten fehlen. Sie bezeichneten Kanō als einen Bücherwurm, der seine Techniken bei den echten Meistern der Kampfkünste gestohlen habe. Besonders angegriffen wurden Kanō und das Kōdōkan durch die Schule „Ryoi shinto-Ryu“. Der Führer dieser Schule, Totsuka Hikosuke, zog in Presseartikeln über das Kōdōkan her. Zusammenstöße seiner Schüler mit den Schülern Kanōs wurden bewusst provoziert.
1886 ordnete die Kaiserliche Polizeiverwaltung die Durchführung eines Entscheidungskampfes zwischen den beiden Schulen an. Man war entschlossen, Ordnung in das Erziehungssystem im Lande zu bringen. Als Norm beabsichtigte man eine einzige, besonders effektive Schule auszuwählen. Hierzu sollte dieser Entscheidungskampf dienen. Beide Schulen stellten jeweils 15 ihrer besten Meister auf. Kanōs Schüler gewannen, mit Ausnahme von zwei Unentschieden, alle Kämpfe. Deutlicher konnte die Überlegenheit des neuen Systems gegenüber anderen Ju-Jitsu Schulen kaum ausfallen. Kanō vervollkommnete und ergänzte seine Jūdōtechniken weiter. Systeme wie die „Go-Kyo“ wurden geschaffen. Bis 1894 leitete Kanō seine Schule allein. Dann wurde ein Gremium, der „Kōdōkan-Rat“ ins Leben gerufen. 1900 kam als weiteres Organ die „Vereinigung der Danträger“ hinzu.
Im Mai 1938 starb Jigoro Kano an Bord der Hikawa Maru auf hoher See.
Seit 1964, bei den Sommerspielen in Tokio, ist Jūdō olympische Sportart.